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Das stand heute auf der taz-Medienseite (Original-Artikel hier):
Hetze klickt sich gut: „Bild“ feiert Sammelabschiebung
Von Anna Böcker
Am Dienstag fand eine Sammelabschiebung von acht Personen nach Afghanistan statt. Für die „Bild“-Zeitung ein „Flieger voller Sex-Täter“.
Facebookpost auf der Seite der „Bild“-Zeitung, 13.9. Screenshot: Facebook / @bild
„Start in Düsseldorf – Ziel Afghanistan: Abschiebe-Flieger voller Sex-Täter“. So titelte die Bild-Zeitung am Mittwochmorgen auf ihrer Facebookseite, versehen mit dem Kommentar: „Jetzt machen die Behörden ernst – und schieben die Richtigen ab.“ Doch die Überschrift ist irreführend.
Wenn man den Post öffnet, erfährt man im Artikel, dass es sich um acht Personen handelt, die nach Afghanistan abgeschoben wurden – nicht etwa eine ganze Boeing 737 voll. Und nun wird auch, zumindest auf eine Art, relativiert: „Allesamt Kriminelle, die meisten Sex-Täter!“ Bundesinnenminister de Maizière hat verlauten lassen, dass die Männer wegen „erheblicher“ Straftaten verurteilt worden seien.
So funktioniert die Hetze der Bild: Aus acht abgeschobenen Asylbewerbern wird ein „Flieger voller Sex-Täter“. Bild feiert diese Abschiebung – selbst dann, wenn es nach Afghanistan geht: ein Land, wo Anschläge an der Tagesordnung sind. Ob überhaupt jemand dorthin abgeschoben werden sollte, ist fraglich.
Bild appelliert mit ihren Lieblingsthemen „Kriminelle Ausländer“/„Sexmob“ an die rassistischen Fantasien ihrer Leser_innen und kann sich so jede Menge Klicks abholen. Der Post läuft extrem gut: Innerhalb weniger Stunden hatte er 15.000 Likes gesammelt und wird vom rechten Mob geteilt und kommentiert wie blöde, bis mittags jeweils mehr als 1.000 Mal. Ein Bild-Durchschnittspost im vergangenen Monat erhielt knapp 250 Likes.
Bei der Bild wird aus einer Handvoll Straftäter ein Flugzeug voller „Sex-Täter“. In den Kommentaren wird lamentiert, dass zu wenige Flüchtlinge abgeschoben würden. Das nennt man dann wohl gelungene Leser-Blatt-Bindung.
Hier meine Berichterstattung zu dieser Abschiebung.
Mehr kritische Blicke auf „Bild“ hier.