Schlagwörter
Afghanistan, Amrullah Saleh, Anschlag, Badachschan, Helmand, Kandahar, Kundus, Universität Kabul, Urusgan
Heute erstmal nur ganz kurz: Gerade wird aus Kabul gemeldet, dass Bewaffnete die Fakultät für Rechts- und Politikwissenschaften der Universität Kabul angegriffen haben. Aus dem Gebäude seien Schüsse und Explosionen zu hören.
[Korrigiert am 2.11., 12.30 Uhr: Heute [nicht gestern] sollte Vizepräsident und Ex-Geheimdienstchef Amrullah Saleh dort eine afghanisch-iranische Buchausstellung eröffnen. Auch iranische Vertreter sollen anwesend gewesen sein. Gleichzeitig fand an diesem Tag die Registrierung neuer Student:innen statt, die im kankur, den landesweiten Auswahlwettbewerb, erfolgreich gewesen waren.]
Saleh selbst war bereits zweimal nur knapp Attentaten entgangen (siehe hier und hier).
Bilder in den sozialen Medien zeigen fliehende Studenten und Lehrkräfte. Sicherheitskräfte seien auf der Szene eingetroffen. [Wie ein Reporter der New York Times berichtet, werden sie von US-Soldaten unterstützt. Inzwischen ist in afghanischen Medien von 20 Toten und über 40 Verletzten nach bisher inoffiziellen Angaben die Rede. Laut Nachrichtenagentur Ariana bestätigen die Sicherheitskräfte jetzt „über 20 Tote und Dutzende Verletzte“. Die fünf (oder drei) Angreifer sollen getötet worden sein.
15.30 Uhr: Die letzten offiziellen Zahlen sind jetzt 19 Tote und 22 Verletzte. Dabei werden wohl die Angreifer nicht mitgezählt. Eine zuverlässige interne Quelle spricht von 23 getöteten Zivilisten (davon acht Frauen) und einem Angehörigen der Sicherheitskräfte. (Das Innenministerium sprach laut BBC von zehn getöteten Frauen.)
Die Taleban haben erklärt, sie seien nicht für den Angriff verantwortlich.
Ergänzung 3.11.: Laut Reuters liegt die Zahl der Todesopfer inzwischen bei „mindestens“ 35, die der Verletzten bei 50; die Nachrichtenagentur zitiert „zwei Regierungsquellen. Offiziell wurden die ersten Opferzahlen nicht aktualisiert. Afghanische Regierungsbehörden spielen Opferzahlen oft herunter, oder verfolgen einfach nicht weiter nach,]

Gleichzeitig wurden am Wochenende schwere Kämpfe in mindestens fünf Provinzen des Landes gemeldet (siehe hier und hier). In den letzten Tagen hatten die Taleban im Distrikt Arghandab, der an die Provinzhauptstadt Kandahar grenzt, sowie gegen das Distriktzentrum von Dehrawud in der Nachbarprovinz Urusgan neue Offensiven gestartet und hatten erhebliche Geländegewinne erzielt. Dort sowie in den Provinzen Helmand, Badachschan und Kundus, wo die Taleban in den Vorwochen ebenfalls nahe der Provinzhauptstädte vorgerückt waren, seien jetzt die Regierungstruppen in den Gegenangriff angegangen. Regierungsquellen melden mehrere Luftschläge sowie schwere Verluste der Taleban (z.B. hier).
Ob es sich dabei nur um Kämpfer handelt, ist fraglich. Im letzte Woche veröffentlichten neuen UN-Zivilopferbericht wurde den afghanischen Luftstreitkräften ein 70prozentiger Anstieg bei der Verursachung von zivilen Opfern bescheinigt (siehe hier; ausführliche AAN-Analyse hier).
Tausende Menschen seien vor den Kämpfen geflohen.
In Herat starben drei Polizisten bei einem Bombenanschlag; in Kabul wurden bei einem weiteren Bombenanschlag ein Geheimdienstmitarbeiter und ein Passant verletzt. In Kundus tötete ein weiterer Bombenaschlag am Sonntag einen hochrangigen Militär. Laut Kabuler Innenministerium wurde am Donnerstag und Freitag insgesamt in 28 der 34 Provinzen gekämpft.
(Mehr zur allgemeinen Sicherheitslage hier in meinem Blog).
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