Schlagwörter
Afghanistan, Bundesregierung, Evakuierung, Kabul, Luftbrücke, Ortskräfte, Spenden, Spendenmöglichkeiten
Aus gegebenem Anlass, damit Afghanistan nicht völlig vom russischen Krieg in der Ukraine überschattet wird, und da auch die deutsche Bundesregierung im Kontext der Evakuierungen von Ortskräften und Menschenrechtsaktivist:innen ihrer Verantwortung nach wie vor nur sehr unzureichend nachkommt. Die Evakuierungsflüge durch die Bundeswehr wurden vor nunmehr sechs Monaten eingestellt wurden (siehe diese Kurzmitteilung von medica mondiale). Seither organisierten die Bundesregierung (siehe z.b. hier und hier) sowie andere Regierungen (z.b. Frankreich hier und Japan hier) danach nur einige sporadische Charterflüge selbst. Auch diese Flüge fanden dann zwischen Mitte Dezember und Ende Januar Februar nicht mehr statt. Al-Jazeera berichtete, die Ursache seien Unstimmigkeiten zwischen den Taleban und Katar darüber, welche Menschen ausfliegen könnten und welche nicht. Anderswo in die Medien hieß es, es sei darum gegangen, ob die Taleban die Flüge dafür nutzen könnten, afghanische Gastarbeiter an den Golf sowie eigene Offizielle ausfliegen zu können. Schließlich gab es Berichte, Katar habe diese Flüge eingestellt, weil der Flughafen in Doha wegen des damals stattfindenden arabischen Fußballcups überlastet gewesen sei. Laut al-Jazeera wurde Ende Januar aber vereinbart, dass Katars Airline wieder zwei Flüge pro Woche durchführen könne (siehe auch hier).
Ein weiterer Teil des Problems ist, dass die Bundesregierung einen großen Teil der Arbeit – darunter den Transport von Afghanistan in Nachbarländer – privaten Initiativen überlässt, auch dafür zu zahlen. Das ist aber teuer: Es koste etwa 1.400 US-Dollar, einen Menschen aus Afghanistan nach Deutschland zu bringen, schreibt das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte auf taz-Anfrage. Bei dem Netzwerk und anderen Initiativen sind seit Anfang des Jahres die Spendenkonto leer.
Hier wo mensch helfen kann:
Die von der Filmemacherin Theresa Breuer und Gleichgesinnten gegründete Privatinitiative Luftbrücke Kabul bringt Menschen aus Afghanistan heraus und in Kontakt mit deutschen Botschaften in Nachbarstaaten, von wo aus dann Flüge nach Deutschland für Menschen organisiert werden, die eine Aufnahmezusage der Bundesregierung haben. Das ist weiterhin ein zäher und kostenintensiver Prozess. Trotzdem hatte die Luftbrücke bereits bis Dezember über 1000 Menschen aus dem Land evakuieren können.
„Wir freuen uns sehr für die Evakuierten und arbeiten weiter ohne Unterbrechung daran, möglichst vielen Schutzbedürftigen die Ausreise zu ermöglichen. … Unzählige weitere stehen noch auf unseren Listen und sitzen nach wie vor in Afghanistan fest“, heißt es auf der Webseite der Organisation.
2. Luftbrücke der Mission Lifeline
Sie schreibt:

Schon 1500€ beisammen für ein safe house in #Afghanistan. Die BReg lässt #Ortskräfte hängen. Bis sie eine #Aufnahmezusage haben, müssen wir sie vor den Taliban verstecken! https://paypal.com/pools/c/8HaMqQtl2V
Außerdem werden bis zum 13.3.2022 5.000,00 € für eine sichere Unterkunft in Afghanistan benötigt (siehe hier):
Für eine weitere Familie benötigen wir ein safe house. Dort können wir sie verstecken und mit Lebensmitteln versorgen, ohne dass sie das Haus verlassen müssen. Die Bundeswehr erkennt sie bis jetzt nicht als Ortskräfte an, obwohl ein Vertrag vorliegt. Du hilfst, die Zeit zu überbrücken!
3. Schulprojekt in Jaghori
Vor einigen Wochen berichtete ich bereits über dieses Projekt des Freundeskreises Afghanistan. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten mit der – ebenfalls von US-Sanktionen behinderten – Geldüberweisung nach Afghanistan und der großen Angst der örtlichen Bevölkerung vor den Taleban geht es inzwischen weiter:
In Jaghori unterrichten zur Zeit 160 Lehrer:innen (31% davon Frauen) an zehn Schulen etwa 3.000 Schüler:innen, davon 42% Mädchen. Diese Zahlen schließen schon die Abgänge durch die Taleban-Restriktionen ein, sonst wären es mehr Schülerinnen. Die bisherige Regierung zahlte circa zwei Dritteln der Lehrer:innen an der FKA-Schulen ein Monatsgehalt, oft allerdings mit großer Verspätung. Ob und wie das unter den Taleban weitergeht, ist bisher unklar. Etwa ein Drittel des Lehrpersonals bekam keinerlei Geld und wird vom FKA bezahlt. Diese Gelder reichen im Moment natürlich nicht, um alle Lehrer:innen zu bezahlen. Der FKA hat das Schulkomitee deshalb gebeten, dass es die „Gehälter“ gerecht verteilen soll, nach Anwesenheit und Bedürftigkeit.
Hier weitere Adressen:
* https://afghanischer-frauenverein.de/aktuelles/
* https://www.medicamondiale.org/sexualisierte-gewalt-an-frauen-in-afghanistan.html
* https://www.medico.de/projekte/afghanistan
Spenden sind auch deshalb nötig, weil der direkte Zahlungsverkehr mit Afghanistan größtenteils blockiert und afghanische Auslandsguthaben eingefroren sind. US-Präsident Jo Biden entschied am 11.2.2022 zudem zu erlauben, dass eine Vereinigung von Familienangehörigen von Opfern der 9/11-Anschläge auf Entschädigung aus der Hälfte der in den USA eingefrorenen Auslandsreserven Afghanistans von fast 7 Milliarden US-Dollar klagen darf. Damit geht die Hälfte dieser Gelder für eine rasche Überwindung der derzeitigen humanitären Katastrophe verloren. Der Schritt fand einhellige Verurteilung unter Afghan:innen und Afghanistan-Expert:innen aller Lager, die darauf hinweisen. Die Rede ist von „Diebstahl“, Arroganz“, erneutem „Verrat“, „Kolonialismus“… (siehe mein taz-Kommentar hier).
Auch in Deutschland liegt eine halbe Milliarde Dollar. Das sagte Shah Mehrabi, ein früheres Mitglied des Aufsichtsrates der afghanischen Zentralbank, jetzt im Exil, im vergangenen Oktober der Nachrichtenagentur Reuters. Demzufolge handelte es sich um 431 Millionen Dollar bei der Commerzbank und 94 Millionen bei der Bundesbank. Die sollten jetzt freigegeben werden, zumal die US-Regierung gerade wenigstens ein paar weitere Erleichterungen bekannt gab.
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