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„Hunderte“ afghanische Flüchtlinge mussten in Deutschland ihre bisherigen Unterkünfte verlassen, um Platz für Menschen aus der Ukraine zu machen, berichtete die deutsche Journalistin Stefanie Glinski bereits Ende April – allerdings auf Englisch.

Einige wenige deutschsprachige Berichte zu diesem Thema gibt es aber auch (siehe weiter unten).

Hier zunächst ein Auszug aus ihrem Bericht (meine Übersetzung):

Es klopfte an der Tür, als Parwana Amiri mit ihrem Mann und zwei kleinen Töchtern gerade frühstückte. Ein unerwarteter Besucher – ein Sozialarbeiter – stand draußen und brachte noch unerwartetere Neuigkeiten: Die Familie müsste ihr Zuhause für neu ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine räumen. Keine Fragen, keine Verhandlungen, nur „innerhalb von 24 Stunden raus“, wurde ihnen gesagt. (…)

„Die Räumungen wurden bewusst nicht öffentlich gemacht…, sagte Tareq Alaows, Vorstandsmitglied des Berliner Flüchtlingsrats. … Alaows sagte…, dass in Berlin rund zehn Unterkünfte geleert worden seien.“ (…)

Die Entscheidung wurde von der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales getroffen und begründete dies mit „betrieblich notwendigen und schwierigen Erwägungen“ und als alternativlos, weil die Ukrainer, darunter viele Frauen mit Kindern, ein Dach über dem eigenen Haus benötigten Köpfe und ein Bett. „Wir bedauern, dass den afghanischen Familien dadurch zusätzliche Härten entstanden sind [und dass] die Betroffenen aus ihrem gewohnten Umfeld ausziehen mussten und nun womöglich nur mit Mühe ihre sozialen Bindungen aufrechterhalten müssen“, sagte Stefan Strauss, Pressesprecher des Ressorts. (…)

Amiri sagte in ihrem kleinen, aber hellen Zimmer: „Als zum ersten Mal Bilder aus der Ukraine auftauchten, habe ich um die Menschen geweint. Ich kenne den Krieg und seine Schrecken. Ich weine immer noch um sie. Ich bitte nur darum, dass wir alle gleich behandelt werden. Flüchtling ist Flüchtling.“

Auch die taz Hamburg berichtete:

In einer Geflüchtetenunterkunft im Norden Hamburgs dürfen in Zukunft nur noch ukrainische Geflüchtete wohnen – alle anderen müssen ausziehen. Das geht aus einem Offenen Brief des „Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen“ (BHFI) hervor, mit dem es sich vergangene Woche an die Hamburgische Bürgerschaft gewandt hatte.

Im März berichtete der Deutschlandfunk unter dem Titel „Flüchtlinge zweiter Klasse? – Syrer und Afghanen müssen für Ukrainer Unterkünfte [räumen]“ (Audio hier).

In Elmshorn traf es laut der Lokalpresse syrische Flüchtlinge, In Chemnitz Syrer:innen und Afghan:innen.