Schlagwörter

, , , ,

Hinweis: Diese Webseite pausiert bis Anfang November. Bis dahin kann ich nicht auf aktuelle Entwicklungen reagieren, werde aber einigen Lese- und Hörstoff bereitstellen. Bleiben Sie also bitte dran.

 

(Es folgt Teil 2 zum Europa-Teil vom 28.9.16.)

 

Auch in Deutschland war die Zahl der angekommenen Flüchtlinge 2016 geringer, als zu Jahresbeginn vom BAMF angenommen, und auch geringer als 2015. Von Januar bis August wurden laut Bundesinnenministerium insgesamt 256.567 neue Flüchtlinge im bundesweiten Erfassungssystem EASY erfasst. Die Zahlen sanken 2016 auch von Monat zu Monat: Im Januar wurden von EASY noch fast 92.000 Neuankömmlinge gezählt; im Juni waren es nur noch etwa 16.300 und im August 18.143.

Von den 256.567 in Deutschland von Januar bis August 2016 neuerfassten Flüchtlingen waren 43.073 Afghanen. Auch hier war die Tendenz stark sinkend: von 18.099 im Januar und 12.121 im Februar auf 2067 im März, 2063 im April, 2289 im Mai, 2355 im Juni, 1942 im Juli und 2137 im August. (Im November und Dezember 2015 waren es noch jeweils 44.846 bzw 26.506. Insgesamt verzeichnete Deutschland 2015 154.046 neu angekommene Afghanen.)

Im gleichen Zeitraum (Jan-Aug. 2016) wurden in Deutschland insgesamt 577.065 Asylanträge gestellt. Davon kamen 100.572 von Afghanen. Da – siehe oben – viel weniger Afghanen (weniger als die Hälfte im Vergleichszeitraum) ins Land kamen, dürften die weitaus meisten dieser Anträge von 2015 oder früher eingetroffenen Menschen stammen. 2015 konnten in Deutschland trotz der hohen Ankunftszahlen nur 31.902 (von 154.046 angekommenen) Afghanen einen Asylantrag stellen. Die Zahl der Asylanträge von Afghanen stieg von 19.750 im ersten Quartal auf 40.648 im zweiten Quartal; im Juli kamen weitere 19.044 hinzu.

Nach der Anfang Juli erschienenen BAMF-Asylgeschäftsstatistik wurde im ersten Halbjahr 2016 nur über 7.588 Asylanträge von Afghanen entschieden. Ganze 38 Afghanen wurden in diesem Zeitraum als vollständig asylberechtigt anerkannt, 1876 als Flüchtlinge, 725 weitere erhielten sogenannten subsidiären Schutz. 734 weitere erhielten trotz Ablehnung Abschiebeschutz. Die Gesamtschutzquote wird vom BAMF mit 44,5 Prozent angegeben (Dublin-unbereinigt). Es gab 3004 Ablehnungen und 1211 „sonstige Verfahrenserledigungen“ (Dublin etc.). Ende Juni 2016 lag die Zahl der anhängigen Asylverfahren bei insgesamt 495.792 (30.6.15: 237.877), hat sich also im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Darunter waren 2016 94.979 von Afghanen.

Laut Angaben der Bundesregierung lag die Zahl von Asylanträgen unbegleiteter, minderjähriger Afghanen 2015 bei 4744, und stieg im ersten Halbjahr 2016 auf 7509 – jeweils die höchste Zahl aller Herkunftsländer. Insgesamt waren noch 12.718 Verfahren unbegleiteter, minderjähriger Afghanen anhängig, was auf Überhänge aus vorangegangenen Jahren spricht und damit auf eine sehr lange Bearbeitungsdauer solcher Anträge hinweist. Dafür spricht auch, dass im ersten Halbjahr 2016 nur 331 solcher Anträge bearbeitet wurden. Davon endeten 98 mit Zuerkennung des Flüchtlingsstatus’, 25 von subsidiärem Schutz und 112 von Abschiebeverbot (zusammen 71%). 38 Anträge wurden abgelehnt, 58 anderweitig abgeschlossen (Dublin etc.). Mit durchschnittlich 10,6 Monaten dauern diese Verfahren deutlich länger als die aller Staaten (7,4%).

 

Hier nochmal die Zahlen für 2015 im Überblick und zum Vergleich:

angekommene afghanische Flüchtlinge in alle 28 EU-Länder: 213,000

  • Das waren 14 Prozent aller Ankünfte;
  • Afghanen waren die zweitgrößte Gruppe
  • Zahl der Asylanträge: 176.900 (laut EU/EEAS) oder 178.200 (laut Eurostat)

angekommene afghanische Flüchtlinge in Deutschland (registrierte im EASY-System): 154.064

  • Das waren 14.1 Prozent von insgesamt 1,09 Millionen aus allen Herkunftsländern;
  • Afghanen waren die viertgrößte Gruppe;
  • Nur im vierten Quartal waren sie die zweitgrößte Gruppe

Anzahl der Erstasylanträge von Afghanen: 31.382

(Dazu kommt jeweils noch eine kleinere dreistellige Anzahl an Nachfolgeanträgen.)

  • Das waren 7,1 Prrozent von 441.899 aus allen Herkunftsländern
  • Vergleichszahl 2014: 9,115

Status der afghanischen Asylbewerber in Deutschland:

  • Entscheidungen über Asylanträge: 5966
    • davon Flüchtlingsstatus: 1708 (28,6%)
      • davon politisches Asyl (“nach Grundgesetz”): 48 Personen (0,8%)
    • davon subsidiärer Schutz: 325 (5,4%)
    • davon Abschiebeschutz (aber abgelehnt): 809 (13,6%)
    • Schutzquote (offiziell, ohne “andere Fälle”, s.u., wird vom BAMF verwendet): 47,6%
    • Ablehnungen: 819 (13,7%)
    • “andere geschlossene Fälle” (inkl. Rückschiebung in EU-Erstankunftsland, nicht immer ausgeführt): 2305 (38,6%)
    • bereinigte Schutzquote (ohne “andere”; wird u.a. von pro Asyl verwendet): 76,4%
    • offene Fälle: 38.014 (einschl. Anträge von vor 2015)

 

Wichtigste verwendete Quellen:

Für EU-Zahlen: Eurostats

Für Deutschland: BAMF und Bundestag

für Österreich: Bundesinnenministerium 

für UN-Zahlen: UNHCR